Von Jagdnerds für Jagdnerds

Pünktlich zu Beginn der Jagdsaison erscheint ein neues Jagdmagazin: Halali bietet Einblicke in eine moosgrüne Parallelwelt. (aus der taz vom 28. April 2011)

Scheu wendet sich das Reh auf dem Cover vom Betrachter ab und blickt in eine grüne Ferne. Bald ist Mai – „Endlich Mai!“ – und die Rehbockjagd beginnt. Offenbar der optimale Zeitpunkt für ein neues Jagdmagazin, und so erscheint erstmals am Donnerstag und fortan vierteljährlich die Halali.

Mit „Jagd, Natur und Lebensart“ positioniert sich das Magazin mitten im ökoneokonservativen Manufactum-Milieu, das auch Landlust und seine diversen Klone bedienen. Und folgt zugleich dem Trend, angestaubte Zeitschriftengenres mit zeitgemäßen blattmacherischen Mitteln zu renovieren und vom Fachidiotentum in einen lebensweltlicheren, reflektierenden Journalismus zu überführen.

Doch was 11 Freunde, Beef! oder Zoon schaffen, bleibt Halali verwehrt. Klar, das Layout ist schön aufgeräumt, die seitenfüllenden Fotos – speziell die Tiermotive – sind ein Traum in Grün und Braun. Bloß kommt die Textqualität da nicht mit, changiert zwischen der spröden Anmutung von Fachartikeln und schrulligem Jägerlatein in Ich-Form, bleibt aber stets recht mittelmäßig.

Hier schreiben, das zeigen auch die Autorenfotos, Jagdnerds für Jagdnerds und so ist auch das Themenspektrum selten mehrheitstauglich: Crashkurs „Sicheres Apportieren“, Spitznamen von Hochsitzen, ein neuer Mähdrescheraufsatz gegen Kitzschaden, Büchsenmacher in Bochum und natürlich die große Frage: Ab wann darf das Kind mit zur Jagd? Die Lifestyle-Elemente – Rehburger-Rezepte, eine Modestrecke und ein Text über die Trendgeschichte des Hirschgeweihs – sind da nur biederes Beiwerk.

Wer aber gerne in fremden Milieus äst, sollte 9,80 Euro investieren: ganzseitige Gewehranzeigen, die abseitigen Themen und der Soziolekt aus Fachbegriffen und leicht Altertümlichem bieten faszinierende Einblicke in eine moosgrüne Parallelwelt: „Die vertraut brechenden Sauen erlaubten seinen Aufstieg, und er konnte (…) einen guten Schuss antragen.“