Der kleine dumme Bär
Disneys neuer Pu-der-Bär-Film ist eine Entdeckung der Langsamkeit, stilistisch klar, kindgerecht und mit viel Liebe zum Detail. (veröffentlicht auf fluter.de)
Und mittendrin steckt Pu, der freundliche Bär mit dem kleinen Verstand und dem großen Hunger, der doch eigentlich nur etwas Honig frühstücken will. 1926 erfand der Brite Alan Alexander Milne Pu und seine Freunde, inspiriert von den Kuscheltieren seines Sohns Christopher Robin. Milnes vielschichtige, sprachwitzige und überhaupt sehr britische Kurzgeschichten sind bis heute ein Klassiker der Kinderliteratur. Zu Pus 85. Geburtstag bringt Disney nun mal wieder einen Pu-Film ins Kino: Einerseits, nach einer mittlerweile unüberschaubaren Masse an Miniserien, Direct-to-DVD-Movies und Spin-Offs, die ungefähr hundertste Verwurstung der von Disney 1961 erworbenen Pu-Lizenz; andererseits erst der zweite Pu-Kinofilm aus den renommierten Walt Disney Animation Studios (der Rest wurde von den nachgeordneten DisneyToon Studios produziert) – also etwas Besonderes. Und dieser Anspruch wird eingelöst: mit stilistischer Klarheit und einer ausgeprägten Liebe zum Detail erzählen Stephen J. Anderson und Don Hall ihren kleinen, kindgerechten, lediglich rund 60 Minuten langen Film. Dabei nehmen sie ihr Publikum mit auf eine Zeitreise, auf eine Entdeckung der Langsamkeit des Präkommunikationszeitalters. Als Story-Grundlage dienten drei der orginalen Milne-Geschichten, zudem ist der Film (bis auf Kleinigkeiten wie eine computeranimierte Honigwelle) komplett handgezeichnet, die Hintergründe sind stilistisch eine Reminiszenz an die Originalillustrationen von Ernest Shepard. Auch die Schnittfrequenz ist niedrig, die Perspektiven sind meist einfach gewählt – und trotzdem wird es nicht langweilig. Dafür sorgt nicht zuletzt das kunstvolle Spiel mit der Metaebene Buch: Pu interagiert mit der Erzählerstimme, stapft manchmal direkt durch die Buchseiten und stolpert über Buchstaben, die sich ihrerseits auch im Hundertmorgenwald materialisieren. Das ist alles nicht weltbewegend – aber ein wunderschöner Film über einen kleinen, dummen Bären. (Winnie the Pooh) Animationsfilm, USA 2011, Regie: Stephen J. Anderson, Don Hall, Buch: Burny Mattinson nach der Romanvorlage von A.A. Milne, 63 min, Kinostart: 14. April 2011 bei Disney Foto: Verleih |