Der Mann mit der Mütze

KOLUMNE B-NOTE über die Stilikone Slaven Bilic (aus der taz vom 12. Juni 2012)

Es gibt zwei Sorten Trainer. Die erste steht in Hemd und Anzughose am Spielfeldrand und sieht damit ziemlich seriös aus – wenn es sich um Spanier oder Italiener handelt, sogar elegant, wenn es sich um Pep Guardiola handelt, sogar extremsuperelegant.

Die zweite Sorte setzt auf Trainingskleidung und erklärt damit: Wir sind ganz nah dran am Team. Wir rackern mit! Diese Trainer werden immer seltener, in den ersten sechs Spielen der EM setzte nur Polens Franciszek Smuda auf Polyester. Immerhin ist es überhaupt erlaubt, anders als in den europäischen Vereinswettbewerben, wo selbst Kapuzenpullimaus Thomas Schaaf und Oberkumpel Jürgen Klopp in Anzüge gezwungen werden.

Und dann gibt es noch Slaven Bilic, der im Spiel gegen die von Trapattoni (graues Sakko, blaue Krawatte) trainierten Iren auf eine Kombination setzte: Anzug unten, Mütze oben. Und nicht irgendeine Mütze, sondern das eleganteste Beanie, das sein Kleidungssponsor im Angebot hatte. Andere Trainer wagen höchstens, einen dicken Anorak über das Sakko zu ziehen, Bilic gibt den Business Punk. Slaven Beanic, quasi.

Dabei ist der Move nicht neu, auch vorher trug Bilic schon mal Mütze. Aber er zeigt: Die Kombination aus Business- und Streetwear sorgt immer noch für Irritationen, über 25 Jahre nach Joschka Fischers Turnschuhen, auch nach New Economy und Jahrzehnten des Casual Fridays.

Das erste Style-Ausrufezeichen der EM kommt also aus Kroatien. Herr Löw – kontern Sie!