Dabei sein ist alles

Die ARD hat den angestaubten Videotext digitalisiert. Als ARD Text Mobil ist er nun auch auf dem Handy abrufbar – warum auch immer. (veröffentlicht auf taz.de)

Die ARD will dabei sein. Im Netz. In den neuen Medien. Und dem ganzen Rest. Zwar ist rechtlich noch nicht abschließend geklärt, inwiefern sich der Grundversorgungsauftrag auch auf das Internet übertragen lässt und ab welchem Punkt gebührenfinanzierte Angebote den Markt für private Konkurrenten kaputt machen – aber das hält das Erste nicht von seinen Expansionsplänen ab.

So sieht die im Juni vorgestellte Digitalstrategie der ARD unter anderem eine Internet-Mediathek nach dem Vorbild der BBC und des ZDF vor, in der man das ARD-Programm der letzten sieben Tage abrufen kann. Seit Mitte Juli wird auch eine 100-Sekunden-Version der Tagesschau als Handy-Download angeboten.

Das ist so weit auch nachvollziehbar. Immerhin geht es darum, auch mal wieder jüngere Mediennutzer zu erreichen und ganz allgemein nicht den Anschluss zu verlieren. Aber dann ist da noch der ARD Text Mobil.

Vorgestellt wurde der Dienst vor einem Monat bei der IFA. Der Start erfolgte sofort im Anschluss, ganz unspektakulär: Wer ein internetfähiges Handy besitzt, kann sich den ARD-Videotext direkt auf sein Telefon laden. Nicht den gesamten freilich, nur ausgewählte Seiten mit Nachrichten, Sportergebnissen und anderen Bereichen des ARD-Programms – aber was braucht der mobile Mensch schon mehr?

Nichts. Oder höchstens eins: Die Antwort, was dieser Dienst jetzt, Ende 2007, noch soll. Als der Videotext in den Siebzigern entwickelt wurde, war der permanente Zugriff auf laufend aktualisierte Nachrichten tatsächlich konkurrenzlos, und das für viele Jahre. Doch irgendwann, und das ist nun schon ein bisschen her, kam das Internet. Wenig später war es dann sogar schnell, billig und benutzerfreundlich.

Mittlerweile ist Internet auch auf Handys eine Selbstverständlichkeit. Aktuell geht es vor allem darum, das Internet in seiner ganzen Multimedia-Pracht auf die mobilen Endgeräte zu bekommen. Das iPhone hat hierbei gezeigt, was möglich ist, Nachahmer werden dies in absehbarer Zeit auch billiger bewerkstelligen.

Der ARD Text Mobil ist da ein nachgerade skurriler Looping. Eine minimal aufgemotzte Emulation eines fast 30 Jahre alten Dienstes dürfte Nostalgiker begeistern, eine Positionierung für die Zukunft sieht anders aus. Die ARD selbst hat mit ihrer 100-Sekunden-Tagesschau gezeigt, wie man es machen kann.

Und so wird man den Verdacht nicht los, dass bei der ARD momentan einfach alles digital gemacht wird, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sinnvoll oder nicht – egal, Hauptsache, man ist dabei.